Oh du Fröhliche!?

Weihnachten Katze

So besinnlich die Adventszeit auch ist, so bringt sie leider für unsere Vierbeiner, auch zum Teil unerwartete, Gefahren mit sich. Damit Sie und Ihre Lieblinge die stade Zeit genießen können, möchten wir Sie auf folgende Gefahrenquellen hinweisen. Im Falle der Fälle sind wir natürlich gerne für Sie da.

Festtagsmenü

Für uns hält die Weihnachtszeit einige Leckereien bereit. Doch nicht alles, was zu unserem leiblichen Wohl beiträgt, tut auch unseren Vierbeinern gut.

Fettige und gewürzte Speisen

Unverträgliches Essen für Hund und Katze

So lecker die Weihnachtsgans auch für unsere Haustiere ist, fettige und gewürzte Speisen bekommen deren Verdauungstrakt nicht. Neben einer Magenverstimmung, die sich in Erbrechen und Durchfall äußert, könnte im schlimmsten Fall eine Bauchspeicheldrüsenentzündung (Pankreatitis) drohen. Denn fettreiche Diäten sind ein Risikofaktor für die Entwicklung einer Pankreatitis.

Die klinischen Symptome einer Pankreatitis sind abhängig vom Schweregrad der Erkrankung: Typischerweise zeigen unsere Patienten Erbrechen, Appetitlosigkeit und deutliche Bauchschmerzen. Bei schwerwiegenderen Fällen drohen jedoch Austrocknung durch den Flüssigkeitsverlust und im fulminanten Verlauf ein Multiorganversagen.

Sollte Ihr Tier dennoch ein Leckerbissen stibitzt haben und die oben beschriebenen Symptome aufweisen, dann stellen Sie Ihren Liebling bitte einem Tierarzt vor. Einerseits kann er anhand der klinischen Untersuchung, einer Blutuntersuchung und einem Ultraschall eine genaue Diagnose stellen. Bisher gibt es leider keine ursächliche Therapie für eine Pankreatitis, sodass Ihr Tierarzt nur die Symptome lindern kann. Je nach Schweregrad der Erkankung reicht die Therapie von fettarmer Diät, Schmerzmitteln und Mitteln gegen Übelkeit bishin zu einer stationären Intensivtherapie.

Knochen

Auch wenn alle fettigen Anteile von Weihnachtsgans oder Lammkeule von uns ratzeputz vertilgt wurden, so stellen deren Überreste, sprich die Knochen, immer noch eine Gefahr für unsere Haustiere dar. Die meisten Tierhalter wissen, dass inbesondere Geflügelknochen ihrem Vierbeiner schaden können. Aber auch andere Knochen können beim Fressen splittern und zu Verletzungen bishin zur Perforation von Maul, Speiseröhre, Magen und Darm führen. Solche Verletzungen äußern sich bei unseren Patienten in Würgen, Erbrechen bzw. Bauchschmerzen. Bei einer Perforation des Verdauungstrakts wird sich das Allgemeinbefinden des Patienten zunehmend verschlechtern. Denn eine Perforation ist ein absoluter Notfall, da nun die Verdauungssäfte und Futter aus dem betroffenen Organ austreten und zu einer heftigen Entzündung im umliegenden Gewebe führen . Die Entzündung kann letztendlich zu einer lebensgefährlichen Blutvergiftung führen. Bei einer Perforation hilft nur noch eine chirurgische Versorgung der Verletzung und je nach Zustand des Patienten eine anschließende stationäre Intensivtherapie.

Größere Knochenstücke (sowie Fischgräten) können sich desweiteren in Mund und Speiseröhre verkeilen. In diesem Fall wird Ihr Tier je nach Lokalisation speicheln, würgen und anschließend abgeschlucktes Futter hochwürgen. Durch den anhaltenden Druck führt ein verkeilter Fremdkörper zum Absterben des umliegenden Gewebes. Dies ist insbesondere im Bereich der Speiseröhre lebensgefährlich, da so wiederum Verdauungssäfte und Futter in den Mittelfellraum (Mediastinum) austreten und zu einer Entzündung führen können. Wenn Sie bei Auftreten der beschriebenen Symptome Ihr Tier umgehend bei einem Tierarzt vorstellen, reicht in der Regel eine Entfernung des Knochenstücks in Narkose. Je nach Lokalisation erfolgt dies unter Sicht oder mittels Endoskopie.

Auch wenn die Knochenstücke weder die Schleimhaut verletzt noch sich verkeilt haben, können jene immer noch Schaden im Verdauungstrakt unserer Vierbeiner anrichten. Wenn der unverdaute Knochenbrei im Dickdarm ankommt, wird jenem das Wasser entzogen. So wird jener zu einer zementartigen verbackenen Masse, die den Verdauungstrakt blockiert. Dadurch entsteht ein Teufelskreis durch den fortwährenden Wasserentzug und der progressiven Verstopfung. Ihr Tier hat nun Probleme beim Kotabsatz und Bauchschmerzen und im fortgeschrittenem Stadium auch Erbrechen durch den Darmverschluss. Je nach Schweregrad der Verstopfung hat Ihr Tierarzt unterschiedliche Therapiemöglichkeiten, um die Verstopfung zu beseitigen: Bei leichteren Fällen reicht ein Einlauf und die Gabe von Schmerz- und Abführmittel, sodass die Tiere selbstständig den Knochenkot absetzen können. Bei schwereren Verstopfungen muss Ihr Tierarzt den Dickdarm in Narkose spülen und den so eingeweichten Knochenkot ausmassieren. In sehr schwerwiegenden Fällen ist der Knochenkot so fest, dass er auch nicht mittels Darmspülung auf natürlichem Wege entfernt werden kann. Da hilft dann nur noch eine Operation.

Tipp

All diese Szenarien wünschen wir unseren Vierbeinern natürlich nicht. Deswegen füttern Sie Ihrem Haustier bitte nur Futter und Leckerli, die es auch gewohnt ist. Essensreste, insbesondere Knochen, sollten gleich entsorgt werden, bevor Ihr Liebling sie stibitzen kann. Auch Besuch sollte darüber aufgeklärt werden, dass man Ihrem Liebling mit dem Festtagsbraten mehr schadet als Freude bereitet. Sollte eines Ihrer Haustiere dennoch ein Knochenstück erwischt haben und noch keine Beschwerden auftreten, ist es sinnvoll, ihm Sauerkraut zu verabreichen. Dieses legt sich um die Knochenstücke und schützt somit den Verdauungstrakt vor Verletzungen. Bei Auftreten von Symptomen sollte Ihr Tier immer einem Tierarzt vorgestellt werden.

Gebäck und Süßigkeiten

Zu einer beschaulichen Weihnachtszeit gehören natürlich auch weihnachtliches Gebäck und Süßigkeiten. Leider bekommen nicht all diese unseren Haustieren . So enthalten ein Teil der Leckereien Rosinen, Trauben und bestimmte Nüsse (Macadamia, Bittermandeln, Muskatnuss), welche für Hund und Katze giftig sind.

Stollen giftig für Hund und Katze

Rosinen und Trauben

Rosinen und Trauben führen beim Hund in kurzer Zeit zu einem akuten Nierenversagen, welches sich in Erbrechen, gesteigerter Wasseraufnahme und in vermehrtem oder ausbleibendem Wasserlassen äußert. Lange Zeit war das toxische Prinzip der Traubenvergiftung nicht bekannt. Auch warum manche Hunde Trauben bzw. Rosinen essen können, ohne Probleme zu erleiden, andere wiederum an akutem Nierenversagen sterben. In einer aktuellen Studie aus 2021 postulieren die Wissenschaftler, dass Inhaltsstoffe Weinstein und Weinsäure für Weintrauben-Vergiftungen bei Hunden verantwortlich sind. Die schwankenden Konzentrationen in den Trauben könnten die unterschiedlichen Verläufe hervorrufen.

Nüsse

Der zugrunde liegende Vergiftungsmechanismus ist bei Macadamia-Nüsse ebenfalls noch nicht geklärt. Die Nüsse lösen bei Hunden Schwäche, Erbrechen, Gangbeschwerden, Bauchschmerzen und den Anstieg der Körpertemperatur aus. Bittermandeln sind einerseits reizend für den Verdauungstrakt, was zu Erbrechen und Durchfall führt. Zusätzlich blockieren sie jedoch auch den Zellstoffwechsel im ganzen Körper: daraus resultieren Schwäche, neurologische Beschwerden wie Krämpfe und Zittern, Atem- und Kreislaufbeschwerden bis hin zum Tod. Auffällig sind rote Schleimhäute und ein Bittermandelgeruch im Erbrochenen. Muskatnüsse enthalten den Stoff Myristicin, welcher bei unseren Haustieren Kreislaufprobleme, Bauchschmerzen und neurologische Beschwerden wie Desorientierung, Halluzinationen und Anfälle auslöst.

Xylit

Sowohl Gebäck als auch Süßigkeiten, insbesondere Diät-Nahrungsmittel, können den Süßstoff Xylit (Birkenzucker) enthalten. Für Katzen ist dieser ungefährlich, jedoch für Hunde hochtoxisch. Nach Aufnahme von Xylit kommt es beim Hund zu lebensgefährlichem Unterzucker. Zusätzlich schädigt Xylit auch die Leber, was zu einem Leberversagen führen kann. Die Hunde leiden an Schwäche, Zittern, Anfällen, Erbrechen und Durchfall.

Kakao

Der Kakao in Schokolade oder Gebäck enthält die MethylxantineTheobromin und Koffein, welche bei Hund und Katze zu lebensbedrohlichen Vergiftungen führen können. Der Stoffwechsel von Hund und Katze wird so angekurbelt, dass sie an Unruhe, Durst, neurologischen Symptomen wie Gleichgewichtsbeschwerden, Krämpfen, Erbrechen, Durchfall, Atembeschwerden, Kreislaufbeschwerden bis hin zum Tod leiden.

Tipp

Wenn Sie Lebensmittel mit den obigen Inhaltsstoffe im Haus haben, bewahren Sie diese für Ihre Tiere unzugänglich auf. Sollten Sie dennoch feststellen, dass Ihr Tier Lebensmittel mit einem der genannten Inhaltsstoffe gefressen hat, melden Sie sich unbedingt bei einem Tierarzt. Dieser kann beurteilen, ob für Ihr Tier bereits Gefahr besteht. Denn der Spruch “die Dosis macht das Gift” (Paracelsus) gilt auch für unsere Vierbeiner. Sollte eine gefährliche Menge aufgenommen worden sein, kann Ihr Tierarzt zu unterschiedlichen Methoden greifen: Wenn die Aufnahme noch nicht all zu lang her ist, kann er bei Ihrem Tier Erbrechen auslösen, den Verdauungstrakt spülen, Aktivkohle (Dekontamination) und eine Infusion verabreichen (forcierte Elimination über die Niere), um die Giftstoffe aus dem Körper möglichst schnell zu beseitigen. Leider gibt es für die meisten Giftstoffe kein Gegenmittel. So kann der Tierarzt bei Auftreten von Vergiftungserscheinungen meist nur die Symptome behandeln, was jedoch lebensrettend sein kann.

Pflanzen

So wie ein Teil der Lebensmittel, so sind auch manche Pflanzen, die in der Weihnachtszeit beliebt sind, für unsere Haustiere giftig.

Weihnachtsstern giftig für Hund und Katze

Weihnachtsstern

In der Regel ist der Weihnachtsstern hochgiftig für unsere Verbeiner. Es gibt zwar ungiftige Züchtungen, diese sind aber äußerlich nicht von giftigen zu unterscheiden. Der Milchsaft des Weihnachtsstern ist stark reizend für Haut und Verdauungstrakt, was zu Blasenbildung an der Haut und Verdauungsbeschwerden führt. Nach Aufnahme aus dem Verdauungstrakt in den Blutkreislauf kommt es zu neurologischen Störungen sowie Leber- und Nierenproblemen bis hin zum Tod.

Misteln

Misteln wirken ebenfalls reizend für den Verdauungstrakt, sodass es nach Aufnahme zu Beschwerden wie Speicheln, Erbrechen und Durchfall kommen kann.

Amaryllis

Amaryllis enthält Alkaloide, die sowohl lokal reizend wirken als nach Aufnahme in den Blutkreislauf systemische Beschwerden auslösen. So kann es durch die lokale Reizung zu einer Kontaktdermatitis sowie zu Erbrechen und Durchfall kommen. Desweiteren kann Amaryllis Kreislaufbeschwerden und neurologische Symptome wie Gleichgewichtsprobleme und Krämpfe hervorrufen.

Tanne und Fichte

In den als Weihnachtsbaum beliebten Nadelhölzern befinden sich Stoffe, die sowohl für den Verdauungstrakt reizend sind als auch in größerer Menge Niere, Leber und Nervensystem schädigen.

Tipp

Wenn Sie auf die oben genannen Pflanzen nicht verzichten wollen, stellen Sie diese so auf, dass Ihr Tier diese nicht erreichen kann. Sollte Ihr Vierbeiner dennoch an den Pflanzen geknabbert haben, melden Sie sich bei Ihrem Tierarzt. Dieser kann wie bei den Nahrungsmitteln beurteilen, welche weiteren Schritte notwendig sind.

Weihnachtsdekoration

Was wäre die Weihnachtszeit ohne die passende Dekoration! Überall leuchtet und glitzert es. Das bereitet jedoch nicht nur uns Menschen Freude, sondern weckt auch das Interesse unserer Haustiere.

Weihnachtsbaum Katze

Weihnachsbaum

Der Weihnachtsbaum stellt nicht nur beim Beknabbern für unsere Tiere eine Gefahr dar. Gerade Katzen finden die neue Klettermöglichkeit, die auch noch so hübsch geschmückt ist, interessant. Leider beachten sie dabei nicht, dass der Baum umfallen und sie verletzen könnte. Deshalb sollte der Baum in einem soliden, standfesten Fuß und, insbesondere bei großen Exemplaren, zusätzlich mittels Nylonschnur an Wand oder Decke befestigt sein. Idealerweise sollte der Bau abseits von hohen Möbeln, die unsere Samtpfoten als “Sprungbretter” nutzen könnten, aufgestellt werden. Um das Interesse der Tiere an dem Baum so gering wie möglich zu halten, kann es helfen, den Baum ein paar Tage vorerst ungeschmückt aufzustellen.

Lametta, Engelshaar, Geschenkbänder

Lametta, Engelshaar und Geschenkbänder ziehen vor allem Katzen magisch an. Schnell ist dann eines dieser verschluckt. Zwar ist heutzutage Lametta aus Umweltgründen meist nicht mehr bleihaltig, sodass zumindest meist keine Bleivergiftung mehr droht. Dennoch besteht bei Verschlucken all dieser Dekoelemente ein Darmverschluss. Häufig verhakt sich ein Ende entweder am Zungengrund oder am Magenausgang. Der Rest gelangt in den Darm, welcher sich dann durch die Darmbewegungen wie ein Vorhang daran auffädelt. So kommt es mit der Zeit unweigerlich zu einem Darmverschluss. Desweiteren schädigen die scharfen Kanten die Darmwand, sodass es zu einer Perforation dieser kommen kann. Beides ist ein lebensgefährlicher Zustand, der chirurgisch behoben werden muss. Auf keinen Fall sollten Sie an einem Fadenende ziehen, das aus dem Maul oder aus dem After herausschaut! Das kann zu einer heftigen Verletzung der Darmwand führen, sodass Verdauungssäfte und Nahrungsbrei in die Bauchhöhle austreten. Dies führt letztendlich zu einer lebensbedrohlichen Blutvergiftung.

Glasschmuck

Bunte Christbaumkugeln gehören einfach zu einem hübsch geschmückten Weihnachtsbaum dazu. Da sie fast wie ein Spielball aussehen, neigen Hund und Katze jedoch dazu, mit diesen zu spielen oder gar hineinzubeißen. Das kann bei Zerbrechen zu Schnittverletzungen von Maul und Pfoten führen. Falls Sie auf Glasschmuck nicht verzichten wollen, lassen Sie Ihr Haustier bitte nicht unbeaufsichtigt im selben Zimmer. Eine Alternative wären Christbaumkugeln aus Plastik.

Kerzen

Kerzenlicht sorgt gerade in der Weihnachzeit für Wärme und Gemütlichkeit. Das Flackern finden aber auch unsere Haustiere interessant, was zu Verbrennungen des Tieres bishin zum Hausbrand führen kann. Lassen Sie deshalb brennende Kerzen nie unbeaufsichtigt, insbesondere wenn Ihr Vierbeiner mit im Zimmer ist. Elektrische Kerzen stellen eine ungefährlichere Alternative dar. Dabei soll das zugehörige Stromkabel jedoch auch für Ihr Haustier nicht zu erreichen sein.

Fazit

Oh du Fröhliche!? Das klingt jetzt so, als lauerten in der Adventszeit überall Gefahren für unsere Vierbeiner. Aber wenn Sie einige Vorsichtsmaßnahmen beachten, dann können sowohl Sie als auch Ihr Haustier die Weihnachtszeit in vollen Zügen genießen. Im Falle der Fälle stehen wir Ihnen natürlich gerne mit Rat und Tat zur Seite.

In diesem Sinne wünschen wir Ihnen eine fröhliche und geruhsame Adventszeit und ein schönes Weihnachtsfest mit Ihren Lieben!

Ihre Internistische Fachpraxis für Kleintiere

Zurück
Zurück

Giardien

Weiter
Weiter

Lymphom