Giardien
Giardien sind mikroskopisch kleine einzellige Parasiten, die den Darm von Säugetieren befallen. Sie haben eine widerstandsfähige äußere Hülle, weshalb sie sehr resistent gegen Umwelteinflüsse und Desinfektionsmittel sind und Monate in Erde und Wasser überleben können. Giardien werden mit dem Kot ausgeschieden und oral aufgenommen. Das Abschlecken von Pfoten, Anogenitalregion und das Trinken von kontaminiertem Wasser führt zu einer Infektion. Je nach Alter sind zwischen 8-50 % der Tiere infiziert, Welpen und Jungtiere sind häufiger positiv als ältere Tiere.
Giardien sind auf den Menschen übertragbar, sogenannte Zoonoseerreger, weshalb besondere Vorsicht geboten ist bei Kleinkindern und Menschen mit beeinträchtigtem Immunsystem.
Symptome
Der Großteil infizierter Tiere ist asymptomatisch, mögliche Symptome sind (schleimiger) Durchfall, Flatulenzen, Bauchschmerzen, Inappetenz und Erbrechen. Giardien können die Fähigkeit der Kohlenhydratverdauung beeinflussen.
Diagnose
Giardien können in Kotproben nachgewiesen werden. Da sie aufgrund ihres eigenen Entwicklungszyklus nicht täglich ausgeschieden werden, empfiehlt sich die Untersuchung einer Sammelkotprobe von drei aufeinander folgenden Tagen. Neben dem sehr sensitiven Antigen-ELISA (Snap-Test) kann ein Auszählen der Giardien unter dem Mikroskop sinnvoll sein. Zur Überprüfung einer erfolgreichen Therapie eignet sich der ELISA nach einer gewissen Wartezeit (da auch abgetötete Giardien nachgewiesen werden) sowie ein spezieller mikroskopischer Nachweis mittels MIFC.
Therapie
Asymptomatische Tiere müssen nicht behandelt werden, mit Ausnahme einer Bestandsbehandlung.
Auch wenn immer wieder über Resistenzen spekuliert wird, konnte keine Studie diese bestätigen. Vielmehr gibt es viele Gründe, warum Giardien trotz Therapie lange nachgewiesen werden können. Reinfektionen sind häufig. Auch unter Therapie werden noch Giardien ausgeschieden und so können sich infizierte Tiere durch Abschlecken erneut anstecken. Hygienemaßnahmen, die dies verhindern, sind ein wichtiger Bestandteil der Therapie. Sollte zum Nachweis einer gelungenen Giardientherapie ein Test verwendet werden, der auch abgetötete Giardien nachweist, beweist ein positiver Test nicht zwingend eine weiterbestehende aktive Infektion. Auch der Testzeitpunkt nach einer Therapie spielt eine wichtige Rolle bei der Ergebnisinterpretation.
Vergleicht man die Wirksamkeit von Fenbendazol mit der von Metronidazol, zeigen beide Medikamente eine identische Effektivität gegen Giardien. Im Gegensatz dazu ist mittlerweile bewiesen, dass die Gabe von Metronidazol die natürliche Darmflora (das Mikrobiom) für das gesamte Leben verändert, weshalb eine Gabe von Metronidazol insbesondere bei Welpen nur nach genauer Nutzen-Risiko-Abwägung erfolgen sollte.
Bei allen Durchfallerkrankungen soll ein hochverdauliches, kohlenhydratarmes, proteinreiches Futter gefüttert werden. Zusätzlich kann die Gabe von Prä- und Probiotika durch die Herstellung einer gesunden Darmflora zu einem besseren Therapieerfolg führen.
Hygiene-Maßnahmen
es sind alle Tiere eines Bestandes zu behandeln
Kot einsammeln und unschädlich beseitigen
Hunde und Katzen von Kinderspielplätzen und Sandkästen fernhalten
Näpfe täglich reinigen (am besten mit kochendem Wasser)
Ausläufe und feste Böden mit Dampfstrahler (>60°C) reinigen
Katzentoiletten mit heißem Wasser oder Desinfektionsmittel reinigen
täglich shampoonieren mit chlorhexidinhaltigem Shampoo (mindestens Pfoten und den Anogenitalbereich)
Decken regelmäßig > 60°C waschen
Spielzeug sorgfältig reinigen
geeignete Desinfektionsmittel sind Endosan® Forte und Neopredisan®
Literaturangabe
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